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6 Zusammenfassung

Es können drei aufeinander folgende zentrale Fragestellungen ausgemacht werden, die in dieser Phase gestellt und in der Praxis vorläufig beantwortet wurden. Erstens, ob in einem wissenschaftlich genutzten Computerverband überhaupt privat kommuniziert werden sollte oder durfte. Zweitens, was und welche Inhalte dann privat kommuniziert werden durften, und schließlich drittens, wie privat kommuniziert werden konnte - anonym, personalisiert, oder sowohl als auch, je nach Bedarf.

Letztendlich war das Resultat ein lange währendes Nebeneinander mehr oder weniger restriktiver Modelle. So gab es häufig wenig direkte Kontrolle, dagegen jedoch eine starke Selbstzensur, um das Funktionieren der Netze zu garantieren. Selbst noch zu Beginn bis Mitte der 90er war in den USA und vor allem in den Nachzüglerländern eine Nettiquette in einer heute nicht mehr bekannten Radikalität gültig. Während heute der freie Fluss von Information, das Für und Wider von Kontrolle, Überwachung und Zensur oder die Hackerethik(en) diskutiert werden, waren damals noch handfestere Themen wie die ,politisch korrekten' Downloadzeiten (nachts) größerer Dateien (alles jenseits der 200 K) ebenfalls ein Thema, was heute angesichts von Radiosendungen oder Web-TV über das Internet, die permanent große Datenströme verursachen, bizarr anmutet. Die Probleme, was im Netz ,erlaubt' sein soll und was nicht, finden sich jedoch bereits schon zu den Anfangszeiten des Internet. Damals stand generell in Frage, ob im Netz auch privat kommuniziert werden durfte oder tatsächlich nur forschungsbezogene Datenströme transportiert werden sollten. Als sich private Diskussionen und Gespräche etabliert hatten, begann die bis heute andauernde Frage danach, was erlaubt und was verboten sein sollte, und natürlich, wie die Einhaltung der gesetzten Regeln kontrolliert werden solle.

Der Witze und Erzählungen über die Diskussionsfreudigkeit und dem starken Wunsch nach Selbstregulierung der NetzbürgerInnen sind viele, und lange Zeit bestand die Hoffnung, diese Kommunikationsrichtlinien und Umgangsformen, die eine möglichst schrankenlose und trotzdem funktionierende Kommunikation aller im Netz vertretener Personen ermöglichen sollten, könnten dies auch garantieren. Letztendlich kann man nur konstatieren, dass diese Pläne und Hoffnungen sich nicht erfüllt haben.

Eine wie auch immer gestaltete Art der Beschränkung möglicher Inhalte fand nicht statt oder wurde sukzessive ausgehebelt. Am Ende dieser Phase kann attestiert werden, dass prinzipiell jede Art der Kommunikation den Weg ins Internet gefunden hat.


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Richard Joos; 6. Februar 2002